Donnerstag, den 11.06.15  //  IG-HOWA

 

 


 

Ungeheure Provokation

In der Hohenwarter Straße haben jetzt vier Spezialisten aus der Türkei den Gebetsraum bemalt. An den Wänden und der Decke sind kunstvoll gestaltete Schriftzüge aus dem Koran angebracht worden. Sie ersetzen bei Moscheen in gewisser Weise bildliche Darstellungen. Doch was bedeuten die arabischen Zeichen? Im Rund der Kuppel stehe auf einer Länge von 25 Metern der letzte Satz der Sure „al-Baqara“, gibt der Architekt Sedat Yilbirt zu Protokoll. Was nicht gesagt wird: Mit den letzten Worten dieser Sure wird Allahs Hilfe gegen die Ungläubigen erfleht.

Diese Passage auszuwählen und in der Moschee an zentraler Stelle zu platzieren, muss in unserer Stadt, deren Bevölkerung sich zu 95 Prozent nicht zum Islam bekennt, als ungeheure Provokation verstanden werden. Ein Affront insbesondere gegenüber denjenigen, die viele Jahre lang persönlichen Kontakt zu dem türkisch-islamischen Verein gesucht, Treffen organisiert und an zahlreichen Veranstaltungen mit diesem teilgenommen haben. Die Gäste, die der DiTiB-Verein nun - beginnend mit der Eröffnungsfeier am 13. Juni – in der Moschee erwartet und die die arabischen Schriftzeichen nicht lesen können, sollen vorgeführt werden.

Von einem Vertrauensverhältnis zwischen der islamischen Gruppierung und den anderen Glaubensgemeinschaften in Pfaffenhofen kann angesichts eines solchen Vorgangs nicht mehr gesprochen werden. Vertreter der christlichen Gemeinden werden sich nun die Frage stellen, ob ihr ernsthaftes Bemühen, die türkischen Sunniten und ihre Religion näher kennenzulernen und in einen vertieften Austausch einzutreten, so von der anderen Seite erwidert wird und welche Wertschätzung man ihnen jenseits von öffentlichen Bekundungen wirklich entgegenbringt.

Eine interreligiöse Sternstunde sollte die Eröffnung der neuen türkisch-staatlichen Moschee in Pfaffenhofen werden. Tatsächlich markiert die Kuppelbeschriftung einen Tiefpunkt in den Beziehungen zwischen der örtlichen DiTiB und der nicht-muslimischen Mehrheit in der Stadt.

Ankara setzt offenbar auf Spannungen und nützt die Erzeugung eines Bedrohungsgefühls unter den Auslandstürken, um die Reihen zu schließen und den eigenen Führungsanspruch durchzusetzen. Künftige Generationen junger Muslime in Pfaffenhofen sollen unter dem Satz, „Hilf uns gegen das Volk der Ungläubigen!“, beten lernen.

 

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