Ungeheure Provokation
In der Hohenwarter Straße haben jetzt vier Spezialisten aus der
Türkei den Gebetsraum bemalt. An den Wänden und der Decke sind kunstvoll
gestaltete Schriftzüge aus dem Koran angebracht worden. Sie ersetzen bei
Moscheen in gewisser Weise bildliche Darstellungen. Doch was bedeuten
die arabischen Zeichen? Im Rund der Kuppel stehe auf einer Länge von 25
Metern der letzte Satz der Sure „al-Baqara“, gibt der Architekt Sedat
Yilbirt zu Protokoll. Was nicht gesagt wird: Mit den letzten Worten
dieser Sure wird Allahs Hilfe gegen die Ungläubigen erfleht.
Diese Passage auszuwählen und in der Moschee an zentraler Stelle zu
platzieren, muss in unserer Stadt, deren Bevölkerung sich zu 95 Prozent
nicht zum Islam bekennt, als ungeheure Provokation verstanden werden.
Ein Affront insbesondere gegenüber denjenigen, die viele Jahre lang
persönlichen Kontakt zu dem türkisch-islamischen Verein gesucht, Treffen
organisiert und an zahlreichen Veranstaltungen mit diesem teilgenommen
haben. Die Gäste, die der DiTiB-Verein nun - beginnend mit der
Eröffnungsfeier am 13. Juni – in der Moschee erwartet und die die
arabischen Schriftzeichen nicht lesen können, sollen vorgeführt werden.
Von einem Vertrauensverhältnis zwischen der islamischen Gruppierung
und den anderen Glaubensgemeinschaften in Pfaffenhofen kann angesichts
eines solchen Vorgangs nicht mehr gesprochen werden. Vertreter der
christlichen Gemeinden werden sich nun die Frage stellen, ob ihr
ernsthaftes Bemühen, die türkischen Sunniten und ihre Religion näher
kennenzulernen und in einen vertieften Austausch einzutreten, so von der
anderen Seite erwidert wird und welche Wertschätzung man ihnen jenseits
von öffentlichen Bekundungen wirklich entgegenbringt.
Eine interreligiöse Sternstunde sollte die Eröffnung der neuen
türkisch-staatlichen Moschee in Pfaffenhofen werden. Tatsächlich
markiert die Kuppelbeschriftung einen Tiefpunkt in den Beziehungen
zwischen der örtlichen DiTiB und der nicht-muslimischen Mehrheit in der
Stadt.
Ankara setzt offenbar auf Spannungen und nützt die Erzeugung eines
Bedrohungsgefühls unter den Auslandstürken, um die Reihen zu schließen
und den eigenen Führungsanspruch durchzusetzen. Künftige Generationen
junger Muslime in Pfaffenhofen sollen unter dem Satz, „Hilf uns gegen
das Volk der Ungläubigen!“, beten lernen.
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