Imam aus Islamisten-Partei
Von 2011 bis 2013 war mit Ebrem Sükrü ein Imam beim
Moscheeverein in Pfaffenhofen tätig, der der islamistischen türkischen
Saadet-Partei zuzurechnen ist. Dies belegen Aktivitäten Sükrüs im
Sozialen Netzwerk „Facebook“, wo er einer entsprechenden Gruppe
("Saadet Partisi Fatsa Ilce Teskilati") angehört.
Die Saadet-Partei des verstorbenen Islamisten-Führers Erbakan ging wie
die AKP des gegenwärtigen Ministerpräsidenten Erdogan aus der
aufgelösten Fazilet-Partei hervor. Als Partei der islamistischen
Milli-Görüs-Bewegung, die auch in Deutschland aktiv ist, strebt sie nach
Ansicht von Beobachtern eine umfassende islamische Staats- und
Gesellschaftsordnung an.
Nach dem Zusammenbruch im 1. Weltkrieg fand in der
Türkei unter den Reformen Mustafa Kemals („Atatürk“) eine radikale
Abkehr von den Traditionen des Osmanischen Reiches statt, das zuletzt
als „kranker Mann am Bosporus“ erlebt worden war. Die Herrscher-Familie
wurde entmachtet, das Kalifat abgeschafft, und der Islam sollte im neuen
Nationalstaat Atatürks in den Hintergrund treten.
In jüngster Zeit jedoch kam es zu einer gegenläufigen Entwicklung. Den
Islamisten, die seit dem Jahr 2002 in der Türkei regieren, erscheint das
islamische Großreich der Osmanen als Vorbild und Inspirationsquelle.
Neben Nordafrika und dem Nahen Osten richtet sich der Fokus türkischer
Politik auf die Balkanländer – und Mitteleuropa. Die Wanderungsströme
seit den 1960er Jahren haben hier Voraussetzungen geschaffen, die der
wiederauflebende Expansionsdrang nun nutzen kann.
Die „Islamische Gemeinschaft Milli Görüs“ (IGMG) empfahl ihren Anhängern
in der Bundesrepublik bereits in den 1990er Jahren, die deutsche
Staatsbürgerschaft anzunehmen. Dies begriff sie nicht als nationalen
Verrat an der Türkei, sondern als Erwerb von Vorteilen wie dem
unwiderruflichen Aufenthaltsrecht und dem Wahlrecht.
Bei der Installation des Islam-Verbands DiTiB in der
Bundesrepublik Deutschland als Auslandsorganisation der türkischen
Religionsbehörde DIYANET Anfang der 1980er Jahre standen die Beteiligten
unter dem Eindruck der Revolution im Iran. Von der Anwesenheit
türkisch-staatlicher Imame erhoffte man sich, die Islamisten in Schach
zu halten. Die politische Führung der Türkei, von der man sich damit
abhängig machte, galt vor dreißig Jahren als kemalistisch und den
Islamisten abgeneigt.
Schon damals aber müsste diese Konstruktion, das Wirken der
Religionsbehörde der Türkei auf dem Gebiet der Bundesrepublik
Deutschland (begünstigt durch die Eintragung von Vereinen und die
Aufenthaltsgenehmigungen für DIYANET-Beamte sowie die Tätigkeiten der
Konsulate) im westdeutschen, eingeschränkt souveränen Teilstaat für
erhebliche Bedenken gesorgt haben, auch mit Blick auf das Grundgesetz.
Nach der Machtübernahme der Islamisten in der Türkei 2002 untersteht die
Religionsbehörde DIYANET heute nun schon seit mehr als zehn Jahren
denjenigen Kräften, denen man mit Zuhilfenahme dieser DIYANET in
Deutschland das Wasser abgraben wollte. Die Bedingungen, an die man 1984
den (schon damals höchst fragwürdigen) Aufbau der DiTiB in der
Bundesrepublik geknüpft hatte, existieren heute nicht mehr.
In der Zeit, als in Pfaffenhofen die Entscheidungen
zur Errichtung einer großen, türkisch-sunnitischen Moschee an der
Hohenwarter Straße fielen, war für die türkische Religionsbehörde
DIYANET, die dem Ministerpräsidenten der Türkei unterstellt ist, ein
islamistischer Imam beim DiTiB-Verein in unserer Stadt tätig. Nach
längeren Vorgesprächen wurde den Berichten zufolge im Herbst 2011 das
Grundstücksgeschäft abgeschlossen. Es folgte, in die Baugenehmigung
mündend, die Durchsetzung der Pläne. Im Juli 2013 begleitete Sükrü
schließlich noch den Beginn der Bauarbeiten. Seit wenigen Monaten ist er
nach zweijähriger Dienstzeit jetzt wieder in der Türkei.
Besondere Deutsch-Kenntnisse konnte der Imam weder zu
Beginn noch am Ende seines Aufenthalts vorweisen. Auf Türkisch lobt er
nun via Internet die hiesigen DiTiB-Vereine für die Baufortschritte in
Pfaffenhofen und die Pläne in Schrobenhausen.
Auf der Facebook-Seite der Pfaffenhofener DiTiB wurde
einem Kosovo-Albaner kürzlich die Bitte, es solle dort auf Deutsch
geschrieben werden, brüsk abgeschlagen. Die Begründung: Es gebe in der
Türkei Leute, die kein Deutsch verstünden.
Das Vorgehen der DiTiB in Pfaffenhofen,
Schrobenhausen und Neuburg scheint einige Gemeinsamkeiten aufzuweisen
und legt die Einflussnahme zentraler Stellen nahe. Unsere Gemeindeorgane
(Bürgermeister, Gemeinderäte) hingegen sind im Umgang mit der DiTiB
weitgehend allein gelassen. Die Begünstigung der Tätigkeit der
türkischen Religionsbehörde in der Bundesrepublik Deutschland blieb auch
nach dem Jahr 2002 unangetastet. Weitgehend dezentral und konzeptionslos
läuft nun der weitere Einbau dieser Organisation in Staat und
Gesellschaft: über Kindergärten, islamischen Religionsunterricht,
Lehrstühle, Ausländerbeiräte, erste Staatsverträge in Bremen und Hamburg, die Gründung
zusätzlicher Vereine, den Erwerb von Grundstücken, den Bau von Moscheen,
die Errichtung islamischer Zentren etc.
Weitermarschieren und keine Zweifel am Weg aufkommen
lassen?
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